Witzig, wie ein Blogpost von mir von November 2022 mittlerweile immer aktueller zu werden scheint, hehe. Bei Interesse, hier meine Gedanken zu KI und mein Job. Und in diesem Forumspost noch einmal konkret auf die Aussagen hier eingegangen:
aber alle, die damit Kohle machen... ajajaj... dunkle Zeiten...
Kommt drauf an, wie konservativ man ist, denke ich. Ich bin da eher offen für Neues und bin super gespannt, was da noch so alles auf uns zukommt. Und ich als Berufsmusiker empfange KI eigentlich eher mit offenen Armen. Denn letztendlich wird sie im Optimalfall die langweiligen repetitiven Aufgaben abnehmen, sodass man sich noch viel mehr auf die kreative Arbeit konzentrieren kann.
Und wer sich jetzt fragt "Ja, aber wenn man nur noch einen Text eingeben muss und direkt alles perfekt gerendert bekommt - wo ist da die Kreativität?", demjenigen würde ich momentan noch entgegnen: beim Prompten, ggf. beim Anlernen eigener Models, beim Kombinieren gerenderter Abschnitte, etc. Da gibt es immer noch einige Möglichkeiten; auch in Hinblick auf einen Job (oder er wird sich zwangsweise wandeln und heutige Komponisten werden zunehmend Programmierer?). Ich kenne mich zumindest als Fachmann im Bereich Musik durch meine langjährige Erfahrung immer noch besser mit Musik aus als meine Kunden. D.h. letztendlich agiere ich notfalls wenigstens als Schnittstelle zwischen Kunde und Maschine, weil ich womöglich gezieltere Begriffe einsetzen könnte.
Aber letztendlich finde ich sowieso nicht, dass der wirtschaftliche Wert von Musik überwiegt (anderer Blogpost von mir). Warum macht man, unabhängig von wirtschaftlichen Interessen, denn sonst Musik? Du aus Hobby. Warum? Vermutlich weil es dir Spaß macht? Vielleicht, weil du dich mit anderen dabei verbindest und sozial interagierst? Das sind Dinge, die wird uns die KI nicht so schnell nehmen. Musik machen könnte außerdem ja auch mit der KI zusammen Spaß machen (Stichwort Computerspiel).
Welche Labels werden noch echte Menschen nehmen, wenns AI gibt???
Vielleicht werden die nur noch selbst KI bedienen und die Streamingdienste damit überfluten. Welches Label klug ist, implementiert lieber jetzt schon einen eigenen Streamingdienst, der den User direkt den Prompt für eine Playlist schreiben lässt ... nicht anders stelle ich mir die Zukunft vor. Eigentlich fast wie das Holodeck von Star Trek - vom Prinzip her.
wo fängt das eigene Schaffen an? Ist die Nutzung von zB. Drumsamples schon keine Eigenkreation?
Meine Ansicht dazu ist, dass man als Künstler ohnehin sein Leben lang nur Muster lernt und diese bewusst oder zumeist unterbewusst reproduziert. Wenn ich jetzt eine Melodie schreibe und eine Akkordfolge dazu, ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch, dass das Resultat wenigstens irgendwie an irgendetwas, das es bereits mal gab, erinnern könnte. Verwende ich hingegen Samples, ob nun als Instrument-Library oder ganze Phrasen wie z.B. Drumloops etc., passiert das Reproduzieren mit Hilfe von Mustern nur auf einer anderen Ebene - da sind dann die musikalischen Elemente schon fertig. Dennoch kombiniert, bzw. komponiert man ja irgendwie. Es ist also mitunter ggf. nur eine Frage, was konkret du als Eigenkreation definieren möchtest. Den Track, der einen fertigen Drumloop nutzt? Den produzierten Drumloop selbst? Oder sogar die Noten und die Idee, durch die du den Loop selbst produziert hast? Ggf. hast du sogar das Ding selbst mit einem echten Schlagzeug aufgenommen und obendrein auch noch selbst eingespielt? Hast du etwa auch noch das Schlagzeug selbst zusammengestellt? Oder sogar selbst das Schlagzeug gebaut? Hast du dafür die Materialien abgebaut? Wer weiß, wie weit diese Fragestellung noch weitergehen könnte, hehe. Aber klar, ab einen gewissen Punkt wird es schon abstrus.
TL;DR: für mich ist es eine Frage, was konkret unter eigenem Schaffen zu verstehen ist. Für mich persönlich ist es durchaus achtenswert, je mehr man dieser ganzen "Subelemente" selbst macht. Aber zugleich finde ich es total legitim, wenn man es ein eigenes Musikstück nennt, selbst wenn man es mit 100% fremden Samples erstellt hat. In diesem Fall hat man dann die Muster ggf. nur neu kombiniert. Weitergehend kann man dann natürlich noch versuchen für sich zu bewerten, wie qualitativ hochwertig man das finden mag. Auch bzgl. der Frage "Wie ich Musik qualitativ bemesse" habe ich übrigens bereits einen Blogpost geschrieben.
Ist es DEINE MUSIK, wenn Du es wie im Link einfach nur beschreibst???
Meiner Ansicht nach wäre es die eigene Idee. Die KI, die das dann umsetzt, hat eben dies dann letztendlich getan: die Idee umgesetzt.
Medienhype (wie Blockchain, Cyber, Darknet und und und...)
Finde ich eher nicht. Zumindest ist das meine Erfahrung: Dinge wie Blockchain und Darknet wären jetzt keine alltagstauglichen Dinge, die der durchschnittliche Mensch jetzt schon selbst erproben könnte. Mit ChatGPT hast du hingegen eine konkrete Technik, die du testen und sogar theoretisch schon nutzen kannst. Ich habe das auch schonmal getestet (YT Video), um mir von ChatGPT einfach einen Ablauf eines Stücks erzeugen zu lassen und habe das dann durchkomponiert. Es gab also ein konkretes Ergebnis, mit dem ich weiter arbeiten konnte. Und mal abgesehen davon: hast du mal mit ChatGPT gechattet? Zumindest auf mich wirkt das sehr faszinierend, wie konsistent und authentisch die generierten Texte sich lesen. Das ist ganz einfach viel greifbarer und realitätsnäher für mich als z.B. Blockchain.
Natürlich gibt es auch einen gewissen Medienhype irgendwie. Aber das ist abzusehen, angesichts dieser Technologie. Ich finde es auch schwierig, wenn eher Clickbaity über das Thema berichtet wird und Vergleiche mit Terminator und Co gemacht werden. Das ist meist vermutilch eher unsachlich. Aber vom Kern her empfinde ich persönlich diese Technologie sehr faszinierend und - ich bitte zu entschuldigen, dass ich gerade keine bessere Quelle finde, aber auf Statista.com gibt es nur Paywall-Statistiken, die ggf. eine ähnliche Tendenz abbilden - in einem Beitrag der NZZ ist auch impliziert, dass sich die Arbeitswelt zunehmend ändern wird.