Wie vernünftig abmischen unter Lautsprechern mit viel Tiefe?

  • Hallo Liebe Com,

    Seit ein paar Wochen beschäftige ich mich nun vermehrt mit dem Thema Mixing.. vorher habe ich eigentlich nur Loops erstellt, und um das Thema Mixing einen großen Bogen gemacht.


    Da dort aber auf kurz oder lang kein Weg dran vorbei führt, hab ich mich dem ganzen wie gesagt nun kürzlich angenommenen.


    Ich mische meine Beats dann über meine Studiokopfhörer (DT 990 Pro) ab.

    Solange, bis ich meine, dass sich das ganze einigermaßen stimmig anhört.


    Wenn ich das ganze dann aber über meine Monitorboxen abhöre, ist die Kick und die Bassline immer viel zu laut im vergleich zum Rest und es klingt alles in allem ziemich verwaschen.. Sachen wie Vocals oder einzelne Keys gehen dann immer unter und sind kaum hörbar.


    Meine Befürchtung ist daher, dass die Boxen in Mono sind.


    Wenn ich es dann allerdings so abmische, dass es sich über die Boxen ausbalanciert anhört, hört es sich wiederum über meine Studiokopfhörer und auch über's Handy eher bescheiden an.. Dann sind die Melodien nämlich wieder viel zu Laut.


    Wie sollte ich hier vorgehen bzw. wie bekomme ich das Problem in den Griff? Sitze jetzt seit ein paar Tagen dran, bin aber immer noch zu keiner Lösung gekommen.

    Sollte ich meine Boxen entsorgen und mir "vernünftige" holen, oder gibt es eine Möglichkeit, dass es sich sowohl auf den Kopfhörer, als auch über die Boxen und auf dem Handy gut anhört?


    Womöglich liegt das Problem aber eher an mir und meinen Fähigkeiten, denn wenn ich Referenzsongs höre, klingen die auch über meine Monitorboxen gut.


    Für Tipps und Tricks dahingehend wäre ich euch sehr dankbar.


    Liebe Grüße

  • Naja, aber wie ich ja schon sagte.. Wenn ich es über die Monitorboxen abmische, passts dann wieder über die Kopfhörer nicht so wirklich.. Oder soll ich es dann einfach so lassen?

    Weiß nicht, was ich da falsch mache bzw. welcher Quelle ich da eher vertrauen sollte.

    Ein Bekannter, den ich mal gefragt hatte meinte, ich soll mich einfach auf die Kopfhörer verlassen, nur ist dem ja scheinbar doch nicht so.

  • Hör Dir verschiedene professionell produzierte Tracks aus dem gleichem Genre immer wieder über Deine Boxen und auch über Deine Kopfhörer an.

    So bekommst Du ein Gefühl dafür, wie es sich "richtig" anhören müsste.

    Schmeiß Dir während des Mixings einen solchen Referenztrack auf eine Spur in FL Studio, mach diese Spur um so 10-12 dB (reiner Schätzwert...) leiser (da der Track ja gemastert und damit viel lauter ist als Deiner während des Mixings). Ein Spektrumanalyzer (z.B. der kostenlose Voxengo SPAN) auf dieser Spur kann Dir schonmal zeigen, wann welche Frequenzen wie laut sind.

    Jetzt kannst Du immer wieder hin und her muten und Deinen Track mit dem Referenztrack vergleichen.


    Häufig ist das Problem in den Mitten zu finden, vergleiche da mal per SPAN Deinen Track mit einem Referenztrack. Wenn die Mitten gut abgemischt sind, klingt es auf den meisten einfacheren Abhören ok, die ja oft gerade im Bassbereich nicht alles wiedergeben können.

    Wenn Du auf einer Abhöre mit schlechter Basswiedergabe mischst und dann die Bass-Frequenzen anhebst um das auszugleichen, klingt es auf einer guten Abhöre zu basslastig. Hier könntest Du eher versuchen, den Bass leicht zu verzerren um vorsichtig ein paar Obertöne zu erzeugen, die dann auch auf der schlechten Abhöre dafür sorgen, dass der Bass als solcher wahrgenommen wird.

  • Danke euch für die vielen Hilfestellungen.

    Ach man, nicht auszudenken, dass es dieses Forum bald nicht mehr geben soll.. Wen soll ich denn dann fragen? :D


    Also erstmal zu den Monitoren: Das sind realtiv preisgünstige Logitech Boxen, haben aber für meine lainenhaftes Gehör einen halbwegs vernünftigen Klang (sofern ich nicht grade meine eigenen Projekte abspiele).

    Wenn die Boxen als Gegenhöranlage allerdings weniger geeignet sein sollten, bin ich gerne bereit, diese auszutauschen.

    Es handelt sich dabei um diese hier: https://amzn.eu/d/0fGxnpqX


    Abhören über's Autoradio gestaltet sich momentan etwas problematisch, da das Radio keine Bluetooth-Funktion hat, und die ganzen neuen Handys keinen AUX Anschluss mehr.


    Vor ein paar Monaten, als ich noch ein Handy mit AUX Anschluss hatte, habe ich ein paar meiner ersten Beats im Auto gegengehört, und da war es ähnlich, wie bei meinen aktuellen Monitorboxen.

    Zumindest weiß ich noch, dass die Kick immer viel zu laut im Verhältnis zum Rest war.

    Auf dem Handy klingt es hingegen schon deutlich besser.. zumindest für mich als Laie.


    Danke, den Span Analyzer habe ich mir bereits runtergeladen und auch mein Projekt analysiert.

    Die Tiefen sind tendenziell schon dominanter, als die Mitten und Höhen.


    Allerdings sehen die Referenzsong, welche in dem von summerdance gepostetem Video (bei ca. 11:20) von der Verteilung her ähnlich aus.

    Weiß also nicht, ob das jetzt überhaupt irgendwie aussagekräftig ist.


    Wie das mit dem direkten A-B Vergleich mithilfe eines Referenzsongs funktioniert, habe ich eben auf die schnelle nicht rausgefunden.

    Denke, da muss ich mir wohl noch ein paar Videos zu einverleiben.


    teebeat Wenn ich mich jetzt mal an deinen Schätzwert von 10-12dB halte, muss ich dann bei meinem Projekt auch drauf achten, dass dieses bei einem bestimmten dB Wert im Master peakt, oder ist das zu vernachlässigen?


    Deweiteren hätte ich da nochmal eine kurze Frage.. Es ist zwar etwas Offtopic, aber es geht auch in erster Linie um die Bassline.


    In diesem Shortclip wird gezeigt, wie man das Sample und die Bassline voneinander separiert:


    https://youtube.com/shorts/Wnm2F-aEftE?si=pdXOvG2yQYOWATzi


    Er zeigt, wie das ganze mithilfe des Frequency Splitters funktioniert.


    Gibt es da wohl auch die Möglichkeit, sich die Audiodatei der Bassline in der Playlist anzeigen zu lassen, oder kann man das ganze dann nur via Automation Clip steuern?


    Liebe Grüße

  • Zum Thema Referenz-Track: Nimm einen Track und lade ihn in die erste Spur in die Playlist. Route ihn dann auf einen beliebigen Mixer-Channel. Von diesem Mixer-Channel entfernst Du das Routing zum Master. Jetzt kannst Du ihn natürlich nicht mehr hören, deshalb stellst Du hier den Ausgang von "(none)" direkt auf Dein Audio-Interface, dann wird der Referenz-Track nicht von Deinem Master beeinflusst:



    In der Playlist kannst Du die Spur mit der Referenz zwischen Solo und Mute hin und her schalten.


    Um die Lautheit der Referenz möglichst genau an Deinen Track anzupassen, kannst Du das kostenlose Youlean Loudness Meter nehmen. Miss jeweils bei Deinem Track und der Referenz die Lautheit an einer Stelle, an der sehr viele Instrumente gleichzeitig spielen, z.B. im Drop. Um die Differenz aus diesen Messungen senkst Du den Referenz-Track dann ab, dann klingen beide Tracks ungefähr gleich laut.

    Versuche die Pegel-Verhältnisse der einzelnen Frequenzbänder zueinander in Deinem Track an die im Referenz-Track anzugleichen.

    Bilder

    • pasted-from-clipboard.png
  • teebeat Danke dir erneut für deine Hilfe, jetzt klappt's.


    Allerdings ist der Referenztrack dann ja nicht mehr mit dem Master gekoppelt. Dann muss ich auf die Mixerspur des Referenzsongs ja auch nochmal den Span packen und beide nebeneinander vergleichen.

    Ist es auch möglich, das ganze übereinander gelayert in einem Span Analyzer anzeigen zu lassen?

    Mal angenommen, ich müsste nun etwas die Tiefen absenken, oder die Mitten anheben.. wie wäre da in weiterer Folge die Herangehensweise?

    Einfach einen EQ auf den Master packen, und entsprechend die Frequenzbereiche anpassen, oder greift man da eher zu einem Multibandcompressor?


    Zu den Monitoren nochmal: Dass die Logitechdinger nicht die beste Qualität haben und auch nicht zum produzieren geeignet sind, ist mir schon klar, deswegen habe ich mir ja die Studiokopfhörer gekauft.

    Die Logitechboxen nutze ich lediglich zum gegenhören.


    Sollte ich dahingehend dennoch upgraden?

    Denn Ziel sollte es ja langfristig sein, dass sich meine Beats auch über "Billigboxen" gut anhören.

    Da bringt es mir ja nichts, einfach nur die Anlange auszutauschen, oder habe ich einen Denkfehler?


    Sofern es da was halbwegs Vernünftiges für unter 200 Euro gibt, könnt ihr mir gerne was empfehlen.

  • Es geht auch mit nur einer Instanz vom Span, wird aber etwas komplizierter:


    1. Lade Deinen Referenz-Track in die Playlist (am besten nach ganz oben) und route ihn auf Mixer-Kanal 1


    2. Jetzt lasse die Verbindung von Kanal 1 zum Master bestehen, aber drehe den Pegel dabei komplett auf Null:


    Jetzt hast Du den Referenz-Track zum Master-Kanal "gesidechained".


    3. Stelle im Mixer-Kanal 1 den Ausgang auf das Audio-Interface wie im Post oben beschrieben.
    Du kannst jetzt den Referenztrack hören und gleichzeitig kommt das Signal über die Sidechain beim Master an.

    Suche Dir jetzt die Stelle in der Referenz, zu der Du vergleichen willst (meistens der Drop) und sobald Du weißt, wo da ist, kannst Du den ReferenzTack in der Playlist beschneiden, bzw. den Clip von links und rechts einkürzen und ihn dann dahin schieben, wo bei Deinem Track der Drop ist. Dann den Ausgang auf Mixer-Kanal 1 wieder auf "none" stellen. Sonst hörst Du beide Tracks parallel.


    4. WIrf eine Instanz vom SPAN auf den Master-Kanal


    5. Drücke auf das kleine Zahnrad im SPAN-Fenster oben links, dann den Stecker mit dem Zahnrad und wähle dann den Tab "Processing". Stelle den Input 1 auf den Mixer-Kanal 1:


    6. Schließe die Einstellungen wieder durch Klick auf das Zahnrad oder den Stecker ohne Zahnrad.


    7. Im Span wähle "Routing" und stelle alles so ein:

    Damit nimmt der SPAN das Signal auf den Eingängen 3 und 4 (das entspricht Input 2 in dem anderen Fenster, dort ist nichts besonderes eingestellt, also nimmt er das, was normal auf den Master-Kanal kommt, nämlich Deinen kompletten Mix), zeigt es als grünes Spektrum an und gibt es auf seinen Ausgängen 1 und 2 aus. Das Signal auf den Eingängen 1 und 2 (entspricht Input 1, dort liegt Dein Sidechain-Referenztrack an) weist er Gruppe G-2 zu.


    8. Jetzt musst Du noch das zweite Spektrum "Underlay" aktivieren, nämlich G-2:

    Damit erscheint Dein Referenz-Track als rotes Spektrum hinter dem grünen-Spektrum Deines Mixes:


    Jetzt kannst Du die Spuren Deines Mixes so equalizen, dass es ungefähr mit der Referenz übereinstimmt.

  • DENIZ SOUNDZ

    Hat den Titel des Themas von „Wie vernünftig abmischen bei Lautsprechern mit viel Tiefe?“ zu „Wie vernünftig abmischen unter Lautsprechern mit viel Tiefe?“ geändert.
  • teebeat Danke, danke, und nochmals danke.

    Bin schon fast verrückt geworden, aber dank deiner ausführlichen Hilfe bekomm ich's jetzt auch ans laufen :)


    Hättest du eventuell noch einen Tipp, hinsichtlich der

    Abhöranlange per Computer?


    Sollte ich mir "richtige" Monitore anschaffen, wenn ich diese nur zum Gegenhören verwende, oder ist das mit meiner momentanen Anlange auch halbwegs machbar?


    Achja, eine letzte Sache noch (wollte da jetzt nicht unbedingt noch einen neuen Thread für öffnen):


    Kannst du mir wohl noch sagen, was der Unterscheid zwischen "redering as audio" und "consolidate as audio" ist?


    Hintergrund ist der, dass ich einen Loop gemacht habe, und diesen nun in den Fruity Slicer schmeißen möchte, um ihn neu zu arrangieren.

    Dafür brauche ich ja die Audiodatei, und frage mich nun, was für mein Vorhaben wohl besser geeignet ist.


    Liebe Grüße

FL Studio Shop.de